Kinder und Jugendliche

 

Autismus Spektrum (ASS)

 

Late Talker

Ist das Kind nur sprechfaul oder gibt es einen Grund dafür, dass Noah noch nicht spricht?

Beim Late Talker Phänomen handelt es sich um eine Störung der Sprachentwicklung.

Die Störung ist dadurch gekennzeichnet, dass die Sprachfertigkeiten des betroffenen Kindes deutlich unterhalb seines Intelligenzniveaus liegen. Das Kind beginnt sehr spät mit dem Sprechen, benutzt überwiegend Silben und einzelne Wörter, die Sprache entwickelt sich kaum weiter.

Von Late Talker spricht man, wenn keine der folgenden Ursachen für die Entwicklungsstörung vorliegen:

  • sensorische Beeinträchtigungen, z.B. Taubheit
  • Intelligenzstörung
  • neurologische Schädigungen, z.B. Epilepsien oder
  • eine extrem anregungsarme Umwelt

Unsere sprachtherapeutische Behandlung setzt sich aus der umfassenden Diagnostik nach Zollinger sowie nach einem hieraus folgenden individuellen Therapiekonzept und der intensiven Elternberatung und -begleitung zusammen.

 

Störung der Sprachentwicklung

Bei einer Störung der Sprachentwicklung sind mehrere Bereiche der Sprache beeinträchtigt.

Es kann zu Auffälligkeiten in den folgenden Bereichen kommen:

Bereich Sprachverständnis: Dem Kind fällt es schwer, Aufforderungen oder einzelne Wortbedeutungen zu verstehen und es reagiert deshalb nicht erwartungsgemäß.

Bereich Wortschatz (Lexikon):Das Kind verfügt nur über einen geringen Wortschatz und benutzt häufig Stellvetreter wie z.B. „das Dings da“.

Bereich Grammatik (Syntax und Morphologie): Es treten Schwierigkeiten im Satzbau und bei der Formenbildung auf.

Bereich Artikulation (Phonetik/ Phonologie): Das Kind bildet Laute nicht richtig oder ersetzt diese durch andere.

Zusätzlich können Auffälligkeiten in den Bereichen Wahrnehmung, Sprachgedächtnis sowie Beeinträchtigungen in anderen Entwicklungsbereichen z.B. der Motorik bestehen.

Die Ursachen für eine Sprachentwicklungsverzörung oder-störung sind vielfältig. Mittels standardisierter Testverfahren wird in einer umfassenden Diagnostik geklärt, welche Bereiche wie betroffen sind.

 

Artikulationsstörungen

Lispeln ist ja süß, aber wann wächst sich das endlich aus?

Eine Artikulationsstörung (Dyslalie) ist durch Fehler in der Lautbildung gekennzeichnet, die unter Berücksichtigung des Entwicklungsalters außerhalb des Normbereiches liegen.

Sie liegt dann vor, wenn einzelne Laute oder Lautverbindungen nicht korrekt ausgesprochen werden. Dabei können die betroffenen Laute entweder ganz ausgelassen, durch andere ersetzt oder „anders“ gebildet werden.
Bei einer Dyslalie ist ausschließlich das Sprechen beeinträchtigt, nicht jedoch das Sprachsystem als Solches in Bezug auf Wortschatz, Grammatik und Satzbau.

Zu den häufigsten Artikulationsstörungen im Vorschulalter gehören die Fehlbildung der Laute S, Ch und Sch sowie die Bildung der Laute K und als und (z.B. „Tinderdarten“).

Die Ursache und der Schweregrad der Artikulationsstörungen wird durch eine eingehende Diagnostik mittels standardisierter Testverfahren abgeklärt.

 

Dysgrammatismus

Wieso verstehe ich kein Wort von dem was Zoe erzählt. Geb´ ich mir nicht genug Mühe? Dysgrammatismus bezeichnet den Teil einer kindlichen Spracherwerbsstörung, bei denen Kinder nicht in der Lage sind, die Wortbeugung und den Satzbau entsprechend ihrer Muttersprache altersgemäß zu bilden.

Entsprechend kommt es zu Sätzen wie:

„Guck! Ich zwei Haus male!(Ich habe zwei Häuser gemalt),

die es dem Zuhörer schwer machen, den Sinn zu entnehmen.

Es kommt z.B. zu Schwierigkeiten mit der Artikelzuordnung, Pluralbildung, der Stellung des Verbs und der Dativmarkierung.

Die Ursachen hierfür sind vielfältig und werden innerhalb einer umfassenden Diagnostik ermittelt. Hieraus folgt die individuelle Therapieplanung.

 

Lese- und Rechtschreibstörungen

Unter LRS versteht man eine massive und lang andauernde Störung des Erwerbs der Schriftsprache.

Die betroffenen Personen haben Probleme mit der Umsetzung der gesprochenen zur geschriebenen Sprache und umgekehrt. Als Ursache werden Probleme der auditiven und visuellen Wahrnehmungsverarbeitung, der Verarbeitung der Sprache und vor allem der Phonologie angenommen. Die schriftsprachlichen Probleme entstehen, ohne dass es eine plausible Erklärung wie eine Lernschwäche und Intelligenzminderung gibt. Bei frühzeitiger Erkennung können die Probleme meist erkannt und behandelt werden.

Aufgabe der Sprachtherapie ist die Früherkennung und Diagnostik von Störungen in der Sprachentwicklung, die dazu führen, dass es im Lese-Schreibprozess zu Schwierigkeiten kommen kann. Hauptaugenmerk liegt dabei auf der Förderung der auditiven Wahrnehmung und Differenzierungsfähigkeit, der Förderung der Sprach- und Regelverarbeitung und der Umsetzung in den schulischen Alltag.

 

Mutismus

Elektiver Mutismus ist eine sinnvolle Bewältigungsstrategie für Kinder und Jugendliche. Menschen mit elektivem Mutismus leiden unter einem geringen Selbstwertgefühl bezüglich ihrer kommunikativen Fähigkeiten. Elektiver Mutismus beginnt meistens im frühen Kindesalter.
Wenn elektiver Mutismus eine manifeste Störung geworden ist, hängt deren Aufrechterhaltung mit der Unfähigkeit der Umgebung zusammen, mit diesen Kindern und Jugendlichen Kontakt aufzunehmen.

Der therapeutische Ansatz versucht in der Behandlung eine systemische Perspektive einzunehmen, um die Kinder und Jugendlichen in ihrem Lebenskontext zu verstehen. Die Therapie des elektiven Mutismus besteht aus angstreduzierendem Spiel mit dem Kind, einschließlich des Versuchs, ein kommunikatives Netzwerk aufzubauen. Diese Arbeit wird begleitet von permanenter Beratung der Eltern, Geschwister, Lehrer und anderer relevanter Personen.

 

Myofunktionelle Dysfunktion

Von einer myofunktionellen Störung oder Fehlfunktion spricht man, wenn sich die Muskulatur im Gesichtsbereich, gemeint ist hier das Zusammenspiel von Wangen-, Lippen-, Kinn-, Zungen- und Gaumenmuskulatur, in einem Ungleichgewicht befinden.

Dabei ist es grundsätzlich wichtig, immer die gesamte Körperhaltung und Körperspannung zu berücksichtigen.

Im Alltag kann sich die myofunktionelle Störung in einer offenen Mundhaltung/ Mundatmung, einer tiefen Zungenruhelage und einer Artikulationsstörung bezüglich der Laute /s/, /sch/, /ch1/,/t/, /d/, /l/ und /n/ äußern. Die Mundatmung führt zu einer Infektanfälligkeit der Atemwege, da die Filterfunktion der Nase fehlt.

Von großer Bedeutung ist in diesem Zusammenhang der veränderte Schluckablauf, bei dem sich die Zunge nach vorne an bzw. zwischen die Zähne bewegt und nicht am Gaumen entlang streicht. Aus dieser Fehlfunktion können Zahnfehlstellungen und Kieferanomalien resultieren. Kieferorthopädische Maßnahmen führen nur zu einem vorübergehenden Erfolg.

In der Therapie wird zunächst die Wahrnehmung im myofunktionellen Bereich aufgebaut und Angewohnheiten/ habits, die die Fehlfunktion begünstigen wie z.B. Nuckeln, Daumen lutschen, Nägelkauen etc. abgebaut.
Im weiteren Verlauf werden die am Schlucken beteiligten Muskeln durch gezielte Übungen derart trainiert, dass ein physiologisches Zusammenspiel der Muskulatur und ein physiologischer Schluckablauf möglich sind.

Die Therapie ist erfolgreich beendet, wenn der Transfer der neu erlernten Techniken in den Alltag stattgefunden hat.

 

Poltern

Wieso versteh ich kein Wort von dem, was Mats erzählt? Geb ich mir nicht genug Mühe? Bekommt der überhaupt noch Luft?

Poltern und Stottern sind Störungen des Redeflusses. Für das Poltern sind eine unregelmäßige, zu schnelle Sprechgeschwindigkeit, Unflüssigkeiten, Silbenverschmelzungen und oft andere Symptome wie Aufmerksamkeitsprobleme charakteristisch. Kinder die poltern wirken leicht ablenkbar und hyperaktiv und haben häufig eine kurze Aufmerksamkeitsspanne und Probleme bei der auditiven Verarbeitung.

Menschen, die poltern, empfinden meist wenig Leidensdruck und sind sich in der Regel ihrer Störung nicht bewusst. Es ist wichtig, dass die vom Poltern betroffenen Kinder und ihre Familien gründlich beraten werden.

Zur Therapie gehören die Reduzierung und Bewusstmachung des Sprechtempos genauso wie die Förderung der Eigen- und Fremdwahrnehmung sowie der auditiven Wahrnehmung und Artikulation.

 

Stottern

Stotternist eine Störung des Redeflusses. Sie ist durch häufige Unterbrechungen des Sprechablaufs, durch Wiederholungen von Lauten und anderen Teilen eines Wortes gekennzeichnet.

Das frühkindliche Stottern ist eine Entwicklungsstörung. 80% aller Kinder durchlaufen solche Phasen der Sprechunflüssigkeit. 5% der Kinder gehen durch eine längere Phase des Stotterns. Bei drei Viertel dieser Kinder zeigen sich im weiteren Kindes- und Jugendalter keine Stottersymptome mehr.

Charakteristisch für das Stottern sind Unterbrechungen zu Beginn des Satzes:

  • Teil-Wort-Wiederholungen (fa-fa-fa-fahren)
  • Verlängerungen (iiiiiich)
  • Blockierungen („———–ich“)

Vor Beginn der Therapie findet eine ausführliche Diagnostik und Elternberatung statt.

Sollte eine Therapie für Ihr Kind notwendig sein, so wird die Therapieplanung gemeinsam mit den Eltern individuell erarbeitet.

 

Stimmstörung

Eine Stimmstörung oder Dysphonie kann sich in einer länger anhaltenden Heiserkeit (ohne begleitende Erkältungssymptome) bis hin zum Stimmabbruch, einem veränderten Stimmklang (von rau, kraftlos, gepresst bis hin zu hauchig) und oder vermehrter Sprechanstrengung äußern.

Stimmstörungen bei Kindern sind überwiegend funktioneller Art und entstehen meist durch unphysiologischen Stimmgebrauch.

In der Therapie wird zunächst versucht, gemeinsam mit den Eltern herauszufinden, welche kommunikativen Verhaltensweisen innerhalb der Familie und im sozialen Umfeld des Kindes die Stimmstörung begünstigen und wie diese verändert werden können.

Spielerisch werden dann gemeinsam mit dem Kind neben einer physiologischen Körperspannung und einer guten Eigenwahrnehmung, unterschiedliche stimmliche Ausdrucksmöglichkeiten erarbeitet, so dass ein physiologischer Stimmgebrauch wieder möglich ist.

 

Rhinophonie

Bei der Rhinophonie (Nasalitätsstörung) kommt es zu einer Veränderung der Stimmklanges und der Sprechfunktion.

Sie äußert sich darin, dass der Luftstrom bedingt durch organische oder funktionelle Ursachen entweder vermehrt oder vermindert durch die Nase entweicht. Dies führt zum einen zu einer übermäßigen Beteiligung der nasalen Resonanzräume oder zum anderen zu einem „verschnupften“ Stimmklang.

Zu den organischen Ursachen zählen Fehlbildungen, Lähmungen oder Verletzungen des Gaumensegels wie beispielsweise bei Lippen-, Kiefer-, Gaumensegelfehlbildungen oder Tumor. Ebenso zu nennen sind Veränderungen im Bereich des Nasenraums bedingt durch Septumdeviation, Hyperplasie der Nasenmuscheln oder Tumor.

Bei den funktionellen Ursachen kommt es bei erhaltener Organfunktion zu einer bewussten oder unbewussten Fehlfunktion, gemeint ist hier z.B. die Aufrechterhaltung einer Schonhaltung nach Entfernung von Manden oder Polypen.

In der Therapie wird zunächst eine physiologische Körperhaltung und -spannung erarbeitet. Im Weiteren werden Eigen- und Fremdwahrnehmung bezogen auf den Stimmklang geschult. Darauf aufbauend geht es um die Bewusstmachung der Luftwege und der Luftstromführung, um die Kräftigung der Muskulatur von Gaumen, Schlund und Kehlkopf sowie um das physiologische Zusammenspiel von Lippen, Zunge, Kiefer und Gaumen.

 

UK – Unterstützte Kommunikation

Unterstützte Kommunikation (Englisch: Augmentative and Alternative Communication = AAC) orientiert sich an einem humanistischen Menschenbild und betont das Recht eines jeden Menschen auf Selbstbestimmung und Teilhabe.

Ausgehend von den aktuellen Kompetenzen einer Person entwickelt Unterstützte Kommunikation individuelle Maßnahmen für eine bessere Verständigung und mehr Mitbestimmung im Alltag. Das bedeutet nicht gleichzeitig Lautsprache! Denn Kommunikation ist viel mehr als das.

Unsere Aufgabe im sprachtherapeutischen Alltag sehen wir derzeit darin, das natürliche Kommunikationsbedürfnis unserer Patienten ideal und individuell zu unterstützen und Erleichterung in den oft frustrierenden Alltag zu bringen.

Um das zu erreichen arbeiten wir eng mit den Familienangehörigen, Kindergärten, Schulen, Residenzen, Betreuern, dem ATZ und anderen zusammen.

Die Mittel die der einzelne Patient benötigt um mit seiner Umwelt in Beziehung zu treten reichen von Lauten/Gesten über Gebärden zu Gegenständen des Alltags über Kommunikationstafeln und -bücher bis hin zum Augen-gesteuerten Talker.