Erwachsene

Artikulationsstörung

Von einer Aussprache- oder Artikulationsstörung spricht man, wenn einzelne oder mehrere Laute nicht richtig gebildet werden können.

Eine Artikulationsstörung kann zum einen myofunktionell, also durch das eingeschränkte Zusammenspiel von Wangen-, Lippen-, Kinn-, Zungen- und Gaumenmuskulatur oder audiogen bedingt sein.
In einer engen Wechselbeziehung zu Artikulationsstörungen stehen zum einen Zahnanomalien oder Kieferfunktionsstörungen und zum anderen Einschränkungen in der stimmlichen Belastbarkeit.

Im Erwachsenenalter zählen der Sigmatismus oder die Rhinophonie zu den häufigsten Artikulationsstörungen.

Aufbauend auf einer differenzierten Diagnostik, prägen die Förderung der Eigenwahrnehmung, die Kräftigung der an der Lautbildung beteiligten Muskulatur, sowie die Erarbeitung der betroffenen Laute den Verlauf der Therapie.

 

Lese-und Rechtschreibschwäche

Unter einer Lese-Rechtschreibstörung versteht man eine massive und lang andauernde Störung des Erwerbs der Schriftsprache.

Die betroffenen Personen haben Probleme mit der Umsetzung der gesprochenen zur geschriebenen Sprache und umgekehrt. Als Ursache werden Probleme der auditiven und visuellen Wahrnehmungsverarbeitung, der Verarbeitung der Sprache und vor allem der Phonologie angenommen.

Auch Erwachsene können aufgrund einer schweren Störung des Spracherwrerbs im Kindesalter an einer Lese-Rechtschreibschwäche leiden und ihr Leiden durch intensives Üben verringern.

Wir behandeln auf der Grundlage der Störung des Spracherwerbs vor Abschluss der Sprachentwicklung.

 

Stottern / Poltern

Stottern ist eine Störung des Redeflusses die dadurch gekennzeichnet ist, dass das Stottern nur in der sozial-kommunikativen Situation, d.h. in der Anwesenheit von zwei oder mehr Personen auftritt. Es ist charakterisiert durch ein plötzliches Stocken vor einem Wort, einer Silbe oder einem Laut. Verzögerungen, Dehnungen und Verkürzungen bei der Aussprache einzelner Buchstaben kommen genauso vor wie Wiederholungen von Wort – und Satzteilen. Auch Zwischenschiebungen unangepasster Laute gehören zu der Problematik. Mit diesen Sprechauffälligkeiten geht häufig eine ungünstige Atemtechnik und eine Fehlkoordination der am Sprechablauf beteiligten Muskelgruppen einher.
Je nach Art der Unterbrechungen im Redefluss bezeichnet man das Stottern als tonische oder klonische Störung.

Unser Therapieansatz in der ambulanten Praxis geht davon aus, dass Stottern im Erwachsenenalter kontrollierbar ist.

Im Gegensatz zum beginnenden Stottern bei Kindern sind beim erwachsenen Stotterer Sprechängste erlernt, d.h. in Erwartung bestimmter Worte oder Laute, bei bestimmten Gesprächspartnern oder in bestimmten Situationen wird Stottern als unausweichliche Begleiterscheinung erwartet und ein Vermeidungsverhalten praktiziert.
Der Patient wird bezüglich der das Stottern auslösenden Reize desensibilisiert, d.h. er muss in Situationen, in denen er das Stottern zwingend erwartet, lernen, auf sein Vermeidungsverhalten zu verzichten.
Erst dann praktiziert er sein reines, eigentliches Stottern und erst jetzt erlernt er Techniken, die ihm helfen, seine Art zu stottern zu vereinfachen. Natürlich ist das flüssige Sprechen das endgültige Ziel der Therapie. Doch der Weg dahin führt über das „flüssige Stottern“.

 

Dysphonie

Von einer Stimmstörung oder Dysphonie spricht man, wenn die Stimme über einen längeren Zeitraum nicht mehr in der gewohnten Weise belastbar ist, ohne dass begleitende Erkältungssymptome bestehen.

Stimmstörungen können funktionelle, organische, hormonelle oder psychogene Ursachen haben.

Bei funktionellen Stimmstörungen ist das Zusammenspiel von Atmung, Stimmgebung und Artikulation beeinträchtigt. Abweichungen können zum einen darin bestehen, dass ein zuviel an Spannung aufgebaut wird, auch hyperfunktionelle Dysphonie genannt.
Zum anderen kann auch eine verminderte Körperspannung zu veränderten Spannungen der Stimmlippen führen und so einen eingeschränkten Stimmklang erzeugen.(hypofunktionelle Dysphonie)

Daraus können ein Fremdkörpergefühl im Hals verbunden mit Räusperzwang, Trockenheit, Brennen, Veränderungen der Klangfarbe und der Stimmhöhe entstehen, was letztendlich zu einer erhöhten Sprechanstrengung bis hin zur Aphonie oder auch zu Stimmlippenknötchen führen kann.

Bei organischen Dysphonien sind die stimmlichen Beeinträchtigungen bedingt durch Lähmungen der Stimmlippen (Recurrens – Parese), Schilddrüsenoperation (Strumaresektion) oder Teilresektionen im orofazialen/ laryngealen Bereich nach onkologischen Behandlungen (Krebs) oder durch Fehlbildungen des Kehlkopfes.

Durch hormonelle Umstellungen können ebenfalls Veränderungen der Stimmlippenspannung entstehen und somit zu Stimmstörungen führen.

Da die Stimme Ausdruck der inneren Verfassung und des inneren Zustandes ist, können sich auch Lebenskrisen, privater oder beruflicher Art, Zukunftsängste und damit einhergehende Überlastung negativ auf die Stimme auswirken. In diesem Zusammenhang wird von einer psychogenen Stimmstörung gesprochen.

Das gemeinsam formulierte Ziel wird in der Therapie mittels verschiedener Methoden (Akzentmethode ®, Nasalierungsmethode ®, Funktionale Stimmtherapie in Anlehnung an das Lichtenberger ® Modell , Lax Vox) erarbeitet, dabei werden Sie Schritt für Schritt angeleitet, die neu erlernten Techniken in den Alltag zu übernehmen.

 

Rhinophonie

Näseln (Rhinophonie) ist eine Störung, bei der die oberen Resonanzräume (Nasenrachenraum und Nasenhöhlen) die Lautbildung pathologisch beeinflussen. Eigentlich handelt es sich bei dieser Störung um eine Veränderung des Stimmklanges, jedoch kommt es im Rahmen dieser Störung auch zu Lautveränderungen und/oder Lautverschiebungen. Die Sprachtherapie bezieht die folgenden Bereiche mit ein: Bewusstmachung der Luftwege und der Atemführung insbesondere auch der Nasenatmung, die Aktivierung der Muskulatur von Gaumen, Schlund und Kehlkopf unter Einbeziehung der grobmotorischen Muskeln, Mobilisierung der vorderen Sprechmuskeln wie Lippen und Zunge, Training der Sprechatmung, Schulung von Hören und Stimmführung, Hilfen beim Lauterwerb und bei der Lautkorrektur sowie Sprech- und Sprachschulung.

 

Myofunktionelle Dysfunktion

Myofunktionelle Störungen sind Muskelfunktionsstörungen im Bereich der Zungen-, Lippen- und Gesichtsmuskulatur, die häufig ein falsches Schluckmuster, Zahnfehlstellungen und Artikulationsstörungen (z.B. Lispeln) nach sich ziehen.

Als Myofunktionelle Dysfunktion wird auch ein falsches Schluckmuster bezeichnet. Wenn beispielsweise die Zunge während des Schluckens gegen die Zähne oder sogar zwischen die Zähnen drückt. Und weil der Mensch ca. 3000-mal am Tag schluckt, kann dies negative Auswirkungen auf die Kiefer- und Zahnstellung haben.

Inzwischen fällt es immer mehr Menschen negativ auf, dass sich die Zähne nach vorne verschieben oder Zahnlücken entstehen wo vorher keine waren. Viele Patienten gehen den Weg zum Kieferorthopäden und lassen sich dort beraten und behandeln. Häufig wird dann eine Schienenbehandlung kombiniert mit einer Muskelfunktionsbehandlung empfohlen.

In der myofunktionellen Therapie (MfT) erfolgt ein systematisches Training der Gesichts- und Mundmuskelfunktionen. Dadurch wird die kieferorthopädische Behandlung bei der Beseitigung von Zahnstellungs- und Kieferfunktionsproblemen unterstützt.

Craniomandibuläre Dysfunktion

Bei einer craniomandibulären Dysfunktion (CMD) handelt es sich um eine Störung im Bereich des Kauapparats, die als komplexes Zusammenspiel verschiedener Funktionsabläufe im gesamten Körper verstanden wird.

Die craniomandibuläre Dysfunktion ist gekennzeichnet von folgenden Symptomen: Schmerzen treten in Erscheinung als Kaumuskel und / oder Kiefergelenkschmerz sowie als funktioneller Zahnschmerz.
Funktionell kann es zu schmerzhaften oder nicht schmerzhaften Bewegungseinschränkungen oder Abweichungen der Unterkieferbewegung, zu schmerzhaften oder nicht schmerzhaften Kiefergelenkgeräuschen, oder Okklusionsstörungen kommen.

Betroffene schildern u.a., dass die Zähne nicht mehr richtig aufeinander passen, der Kiefer knackt, die Wangen schmerzen.

Sekundär können Kopfschmerzen/ Migräne, Nacken- und Schulterbeschwerden, Gesichtsschmerzen, Tinnitus/ Schwindel und Schmerzen im Bereich des Auges auftreten.

In enger Zusammenarbeit mit Zahnärzt*innen, Physiotherapeut*innen und Osteopath*innen erstellen wir ein gemeinsames Behandlungskonzept, mit dem Ziel wieder funktionelles Gleichgewicht herzustellen.

 

Facialisparese

Bei einer Facialisparese handelt es sich um eine Lähmung der Muskeln die vom Gesichtsnerves N. facialis versorgt werden. Sie kann als Folge u.a. von Hirnblutung, Hirntumoren, Schlaganfall, Virusinfektion oder Gesichtsverletzungen auftreten.

Es kommt auf der betroffenen Seite zu motorischen Bewegungsbeeinträchtigungen und Sensibilitätsstörungen, die sich u.a. in der mangelnden Fähigkeit die Stirn zu runzeln, unvollständigem oder fehlendem Lidschluss, einer verstrichenen Nasolabialfalte und einem hängenden Mundwinkel zeigen. Desweiteren können Schluckstörungen, unkontrollierter Speichelfluss und Artikulationsstörungen auftreten.

Mit Hilfe unterschiedlicher Therapiemethoden, genannt seien hier die Orofaziale Regulationstherapie (ORT) nach Castillo Morales, die Neuromotorische Kontrolle (NMK) nach Juan Brondo, die Facio-Orale-Trakt-Therapie (F.O.T.T.) nach Kay Coombes, sowie die Propriozeptive Neuromuskuläre Fazilitation (PNF), wird versucht die beeinträchtigten Muskelfunktionen wieder aufzubauen.

 

Aphasie

Seit dem Schlaganfall ist das Sprechen nicht mehr wie früher.

Eine Aphasie ist eine erworbene Störung der Sprache aufgrund einer Schädigung in der dominanten, meist der linken, Hemisphäre des Gehirns.
Aphasien treten nach neurologischen Erkrankungen (Schlaganfall, Schädelhirntrauma, Gehirnblutung nach Venenthrombose, Tumoren, entzündlichen Erkrankungen, Intoxikation) nach abgeschlossenem Spracherwerb auf. Sie verursachen Beeinträchtigungen in den einzelnen sprachlichen Bereichen (Sprechen, Verstehen, Schreiben und Lesen) in unterschiedlichen Schweregraden.

Es kommt zu einem eingeschränkten Sprachverständnis, Wortfindungsstörungen und Schwierigkeiten beim Lesen und Schreiben in sehr unterschiedlichen Ausprägungen und Kombinationen.

Die Therapie befasst sich mit der umfassenden Diagnostik der Störung und der Erstellung eines individuellen Therapieplans unter Einbeziehung aller sprachlichen Ebenen.

Ebenfalls zur Therapie gehören die umfassende Angehörigenberatung die Zuammenarbeit mit anderen Therapeuten und Ärzten sowie Behandlung möglicher Facialisparesen und anderer Sekundärerscheinungen wie Dysarthrie, Dysarthrophonie und Sprechapraxie.

 

Dysarthrie/Dysarthrophonie

Bei der Dysarthrie/ Dysarthrophonie handelt es sich um eine erworbene Störung des Sprechens. Bedingt durch eine Schädigung des Gehirns, der Hirnnerven oder des peripheren Nervensystems, z.B. nach Schlaganfall, Schädel-Hirn-Trauma oder aber bei Morbus Parkinson, Multipler Sklerose, Amyotropher Lateralsklerose, Chorea Huntington oder Ataxie kommt es zu einer Beeinträchtigung der Funktionssysteme Atmung (Respiration), Stimmgebung (Phonation) und Aussprache (Artikulation).

Aufgrund der häufig verkürzten Ausatmung ist die Stimmgebung erschwert und es kommt zu einer schnellen Stimmermüdung.

Es kann zu Abweichungen hinsichtlich der Lautstärke, der Stimmqualität, des Stimmumfangs, der Sprechmelodie und der Nasalität führen.

Die Aussprache kann durch eine fehlerhafte Lautbildung, durch einen verlangsamten oder beschleunigten Silbenfluss und durch Sprechblockaden gekennzeichnet sein.

Bestandteile der Therapie sind Körperwahrnehmung und Haltungsaufbau, Übungen zur Verlängerung der Ausatmung und zur Verbesserung der Atemkoordination.

Des Weiteren geht es um ein Training der am Sprechvorgang beteiligten Muskulatur sowie rhythmisch-melodische Übungen und Übungen zur Verbesserung der Stimmgebung.

Hierbei kommen unterschiedliche Methoden zum Einsatz. Bei Menschen mit Morbus Parkinson bieten wir auf Wunsch auch LSVT® an.

 

Dysphagie

Von einer Dysphagie oder Schluckstörung spricht man, wenn die Aufnahme, die Verarbeitung oder der Transport von Nahrung oder Speichel beeinträchtigt sind.

Ursache für eine Schluckstörung können neurologischer (z.B. Schlaganfall, Tumoren, ALS, Morbus Parkinson, multiple Sklerose, Demenzen, Bestrahlungen, OP-Folgen, Muskelerkrankungen), funktioneller ( z.B. Behandlungsfolgen, Fehlbildungen, altersbedingte Veränderungen) und oder psychogener Art sein.

Im Alltag zeigen sich Schluckstörungen u.a. durch Kauprobleme, Herausfließen von Speichel oder Nahrung aus dem Mund, Stecken-/ Klebenbleiben der Nahrung im Mund oder Hals, erforderliches Nachtrinken, häufiges Würgen, Räuspern oder Verschlucken. Die Nahrungsaufnahme dauert deutlich länger als gewohnt, es kann zu Gewichtsverlust kommen. Viele Betroffene beginnen das Essen zunehmend in Gesellschaft zu meiden.

Mit Hilfe spezieller Behandlungsmethoden wie ORT (Orofaciale Regulationstherapie nach Castillo Morales), NMK (Neuromotrische Kontrolle nach Dr. Juan Brondo), F.O.T.T. ® (Facio-orale Trakt Therapie nach Kay Coombes) FDT (Funktionelle Dysphagietherapie nach Gudrun Bartolome), spezieller Kompensationsstrategien und Ernährungsberatung, soll die Nahrungsaufnahme soweit gesichert werden, dass das Essen wieder ein freudiges Ereignis darstellt und zur Lebensqualität beiträgt.

Wir beraten und behandeln auch, sollte es aufgrund unzureichend sicherer Nahrungsaufnahme notwendig sein, eine nasogastrale (NSG) oder perkutane (PEG) Sonde zu legen.

 

Sprechapraxie

Als Sprechapraxie bezeichnet man eine Störung der Planung/ Programmierung von Sprechbewegungen.

Betroffene sind nicht oder nur sehr eingeschränkt in der Lage, Wörter, die sie sagen möchten, auszusprechen, da sie die Erinnerung verloren haben, in welcher räumlichen und zeitlichen Abfolge sie die Sprechorgane bewegen müssen. Die Sprechorgane, sowie die Muskulatur selbst sind dabei in ihrer Funktion nicht betroffen.

Ein Patient beschrieb seine Beeinträchtigung beim Sprechen wie folgt:

„Ich kann nur in Silben sprechen, denn meine Aussprache ist schwerfällig. Das Sprechen funktioniert nicht mehr automatisch, sondern muss befohlen und kontrolliert werden. Ich muss über jedes Wort nachdenken, das ich aussprechen will, und über die Art und Weise, wie es ausgesprochen werden muss …“

aus: Ziegler,W. (2003): Sprechapraxie nach Schlaganfall

Die Symptome der Sprechapraxie zeigen sich bei der Lautbildung – es kommt zu Lautvertauschungen und Lautentstellungen, bei der Prosodie – charakteristisch sind u.a. Suchverhalten, Verlangsamung, verminderte Intonation und Wiederholungen von Silben und beim Sprechverhalten – aufgrund des Störungsbewusstseins kommt es zu sicht- und hörbarer Sprechanstrengung.

In der Therapie werden gemeinsam Methoden/ Techniken z.B. SpAT®, TAKTKIN ®, EMS, erarbeitet, mit Hilfe derer sich der/die Patient*inn zunehmend deblockieren kann.